Schirmer Maschinen expandiert und nimmt zweites Werk in Betrieb

Das Unternehmen braucht Platz – trotz der Corona-Krise. In Avenwedde hat Schirmer jetzt weitere Hallen angemietet. Doch die Vision von einem einzigen großen Standort bleibt.

Die Verler Schirmer Maschinen GmbH expandiert. Und das trotz der Corona-Pandemie. Anfang des Monats hat das Unternehmen mit Sitz an der Stahlstraße 25 ein neues Werk in Gütersloh in Betrieb genommen. In den angemieteten früheren Hallen der Firma ProDEKon Blechtechnik an der Carl-Borgward-Straße im Ortsteil Avenwedde nutzt das Unternehmen 4.600 Quadratmeter Produktions- und Bürofläche.

„Temporär“, wie der neue Geschäftsführer Ludger Martinschledde sagt. Denn auch am Standort Verl will Schirmer in absehbarer Zeit weiter wachsen können. Martinschledde (54) und Geschäftsführer Fritz Bentrup (68), derEnde des Monats nach 25 Jahren in der Unternehmensführung in den Ruhestand geht, haben die Vision, den Betrieb eines Tages auf einen einzigen großen Standort zu konzentrieren. Im Geschäftsjahr 2019 erzielte das Unternehmen mit insgesamt 190 Mitarbeitern einen Umsatz von 41 Millionen Euro – Tendenz steigend. Laut Fritz Bentrup wuchs der Umsatz in den vergangenen Jahren stets um 12 und 15 Prozent. Mit Folgen: „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Ludger Martinschledde. Nach Unternehmensangaben sind die Auftragsbücher trotz Covid-19 voll. Der Auftragsbestand reiche bis weit ins Jahr 2021 hinein.

SCHIRMER Maschinen GmbH

Schirmer ist spezialisiert auf die Planung und Herstellung von Profilbearbeitungsmaschinen für Kunststoff und Aluminium, zum Beispiel für die Fenster- und Türen-Industrie. Zu den Kunden in ganz Europa – Maschinen des Verler Herstellers stehen auch in Sibirien – und darüber hinaus gehören weitere Profil bearbeitende Unternehmen aus den Branchen Bauelemente, Möbel und Automotive. Auf die Kunden individuell zugeschnittene und hoch automatisierte Fertigungslinien werden, je nach Aufgabenstellung, aus weitgehend standardisierten Modulen zusammengestellt und durch Sonderlösungen ergänzt.

Auf 8.500 Quadratmetern (der 1.800 Quadratmeter große Ausweichstandort an der Nickelstraße soll jetzt aufgegeben werden) werden die platzintensiven Maschinen konstruiertundmontiert. „Der Kunde erwartet eine komplett funktionsfähige Maschine, bevor sie bei ihm aufgebaut werden darf“, sagt Martinschledde.

Und der Platzbedarf der Anlagen kann groß sein. Die Ausmaße einer Maschine, die Fensterprofile aus PVC zuschneidet, Montagelöcher fräst und bohrt, automatisch mit Stahlverstärkungen versieht und eventuell gleich die Beschläge montiert, kann auch mal Außenmaße von 30 mal 40 Meter haben. Bis zu 200 rechnergesteuerte Achsen können darin verbaut sein. Für einen Fenster-und Türen-Hersteller in der Schweiz, der Kunststoffprofile verarbeitet, hat Schirmer seine bisher größte Anlage hergestellt. Sie benötigt eine Grundfläche von 1.500 Quadratmetern. Betrieben werden kann eine solche Fertigungslinie übrigens von einer einzigen Person.

Einen großen Teil einer solchen Maschine macht die PC-basierte elektrische Steuerungstechnik aus. Diese und die notwendige Software bezieht Schirmer von Beckhoff Automation. Der jahrelange exklusive Partner ist heute Eigentümer: 2016 übernahm die Beckhoff-Automation-Gruppe die Schirmer Maschinen GmbH.

Bearbeiten kann eine solch große Fertigungsstraße Profile für mehrere Fenster gleichzeitig und in optimierter Reihenfolge. „Was wir, chaotische Produktion‘ nennen, dient dazu, den Materialverbrauch und den Verschnitt auf ein Minimum zu reduzieren“, sagt Martinschledde.

Dabei durchlaufen alle marktgängigen Profile diese Maschine, ohne dass diese dafür zwischendurch umgebaut und angepasst werden müsste. „Rüstzeiten sind absolut tabu“, sagt Fritz Bentrup. In der Branche, so der Geschäftsführer, sei das Verler Unternehmen als Technologieführer anerkannt.

Schon heute liegt der Exportanteil von Schirmer bei 70 bis 80 Prozent. Wachstumspotenzial sehen Bentrup und Martinschledde auf den Märkten Asien und USA. „Doch wegen Corona und der fehlenden Möglichkeit zu reisen, ist es momentan schwierig, diese zu erschließen.“

Mehr Platz für die Produktion schafft auch mehr Platz für Ausbildungsplätze. Aktuell gibt es sieben Industrie- und Zerspanungsmechaniker, die bei Schirmer ihren Beruf erlernen. Die Ausbildungsquote soll in den kommenden Jahren ebenfalls gesteigert werden, auf bis zu 10 Prozent.

Dieser Artikel erschien in der NW-Verl 25.09. 2020.

www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/verl

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